22.10.2025
EUDR soll nun doch kommen – Holzindustrie kritisiert Kurswechsel
Die EU-Kommission will die Entwaldungsverordnung (EUDR) Ende 2025 in Kraft setzen. Damit kippt sie den Plan, die Einführung zu verschieben. Umweltkommissarin Jessika Roswall hatte vor wenigen Wochen noch eine Verlängerung bis 2026 vorgeschlagen.
Die Holzindustrie reagiert kritisch. „Der neue EUDR-Vorschlag ist eine Verschlimmbesserung“, sagt Denny Ohnesorge, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Holzindustrie (HDH). Brüssel erkenne zwar an, dass die Regeln zu bürokratisch sind, doch die geplanten Änderungen bringen zu wenig Entlastung.
Der Verband fordert mehr Zeit und weniger Bürokratie. Kritisiert wird zum Beispiel, dass auch kleinere Firmen aus Ländern mit geringem oder keinem Entwaldungsrisiko sich in einer EU-Datenbank registrieren und Daten weitergeben müssen. Eine Null-Risiko-Kategorie, ohne Berichtspflichten fehlt weiterhin. Ebenso Kleinstbetriebe profitieren kaum: Sie müssen zwar keine Referenznummer mehr erstellen, sich aber trotzdem einmalig auf der EU-Datenbank registieren, Angaben zur Produktion machen und ihre Registrierungsnummer an ihre Kunden weiterleiten. Genau das macht die Umsetzung der EUDR für viele Forstbetriebe so schwierig.
Weitere Anpassungen wie der Wegfall von Sorgfältigkeitserklärungen für Betriebe der nachgelagerten Lieferkette bringen laut HDH kaum Entlastung. Die Referenznummern der Lieferanten müssen weiterhin bearbeitet werden. Mit der „Deklarationskennungsnummer“ kommt sogar eine weitere Kategorie hinzu, die von allen Unternehmen durch die Lieferkette weitergegeben werden muss.
Hinzu kommt das Hin und Her bei der Umsetzungfrist. Vielen Unternehmen fehlt schlicht die Zeit: „Laut unserer Unternehmensbefragung zum Umsetzungsstand der EUDR sind zwei Drittel aller KMU bis 250 Mitarbeitern zum Jahreswechsel nicht ‚EUDR-ready“, sagt Ohnesorge. Der Verband fordert deshalb eine Verlängerung der Umsetzungpflicht um ein ganzes Jahr.
Auch in Österreich sieht die Holzindustrie erhebliche Probleme bei der Umsetzung. Erlfried Taurer, Obmann des Fachverbands der Holzindustrie Österreichs, verweist auf fehlende Grundlagen in den Mitgliedstaaten: Viele Länder haben weder Umsetzungsgesetze beschlossen noch zuständige Behörden benannt. Zudem arbeitet das zentrale IT-System der EU noch nicht zuverlässig. „Unter diesen Bedingungen ist eine Verschiebung um mindestens zwölf Monate unverzichtbar“, sagt Taurer.
Er betont, dass die Branche das Ziel der Verordnung grundsätzlich unterstützt, aber eine praxistaugliche Umsetzung braucht. „Es ist unnötig, die gesamte Wirtschaft mit der EUDR zu drangsalieren“, sagt Taurer. Entscheidend sei, dass die gesamte Wertschöpfungskette Holz wettbewerbsfähig bleibt und die Verordnung nicht durch überzogene Anforderungen das Gegenteil bewirkt.
Beide Verbände unterstützen das Ziel, Entwaldung zu stoppen, warnen aber vor einer Überforderung der Unternehmen. „Wichtig ist, dass die Wertschöpfungskette Holz wettbewerbsfähig bleibt“, betont Taurer.
Bevor die neuen Regeln gelten, müssen der Europäische Rat und das Europäische Parlament den Vorschlägen zustimmen.
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