12.12.2025

Stimmung in der Bauwirtschaft hellt sich auf

Bei der Vorstellung der Baukonjunkturzahlen 2025 und der Prognose für 2026 meldet der Zentralverband Deutsches Baugewerbe erstmals wieder Signale für Wachstum und ein besseres Geschäftsklima in der Branche. Wolfgang Schubert-Raab, Präsident Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB), erklärt: „Nach Jahren rückläufiger Zahlen kehrt in der Bauwirtschaft erstmals wieder Zuversicht zurück.“

Der ZDB rechnet 2025 einen Branchenumsatz von 168 Milliarden Euro (2024: 163 Mrd.) – ein nominales Plus von 3 Prozent und real von 0,6 Prozent. 2026 sollen es 178 Milliarden Euro sein (+6 Prozent nominal, +2,5 Prozent real). Impulse kommen vor allem weiter aus dem Tiefbau, der nun zusätzlich aus dem Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaneutralität (SVIK) gestärkt wird.

Auch im Hochbau zeigen sich wieder Impulse aus dem Wohnungsbau. In einer Umfrage unter rund 1.500 Betrieben bewerten 56 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend. Damit ist der Abwärtstrend der vergangenen Jahre gestoppt. Knapp 70 Prozent der Betriebe erwarten in den kommenden Monaten eine stabile oder bessere Entwicklung. Zugleich bleibt die Ausgangslage angespannt. Schubert-Raab verweist auf die Verluste der vergangenen Jahre:
„Von 2021 bis 2024 haben wir einen realen Einbruch von 17 Prozent erlebt.“

Bis Ende des dritten Quartals 2025 stiegen die Auftragseingänge nominal um gut zehn Prozent, real um fast acht Prozent – im Hoch- wie im Tiefbau. Getrieben wurde die Entwicklung vor allem durch umfangreiche Projekte im Wirtschafts- und im öffentlichen Bau.

Wohnungsbau zeigt Erholung

Im Hochbau gibt der Wohnungsbau erstmals wieder positive Signale. Nach drei Jahren Investitionsstillstand werden Projekte wieder angeschoben. Eine strukturelle Wende ist jedoch noch nicht erreicht. Nach Einschätzung des ZDB fehlen jährlich mehr als 100.000 Baugenehmigungen, um den Markt nachhaltig zu stabilisieren.

Die geplante EH-55-Plus-Förderung, deren Voraussetzung eine Wärmeerzeugung mit 100 Prozent erneuerbaren Energien ist, kann dazu beitragen, den bestehenden Bauüberhang schneller in den Markt zu bringen. Entscheidend ist, dass die Zinsstützung zum Programmstart am 16. Dezember spürbar unter dem Marktniveau liegt. Kritisch bleibt das Windhundprinzip bei der Antragsstellung, da der Fördertopf schnell ausgeschöpft sein dürfte. Gerade für Familien ist Verlässlichkeit entscheidend, um den Schritt ins Eigentum zu wagen. Der EH-55-Plus-Standard sollte deshalb auch bei neuen Projekten förderfähig bleiben.

Für den Wohnungsbau wird im Jahr 2025 ein Umsatz von knapp 54 Milliarden Euro erwartet. Das entspricht einem nominalen Rückgang von 1,5 Prozent und real von vier Prozent. 2026 dürfte der Umsatz auf rund 56,3 Milliarden Euro steigen – nominal um etwa fünf Prozent und real um 1,6 Prozent.

Bei den Fertigstellungen werden nach 252.000 Wohneinheiten im Jahr 2024 für 2025 noch 225.000 bis 230.000 Einheiten und für 2026 nur noch 215.000 bis 220.000 Einheiten erwartet. Der Rückgang ist eine direkte Folge des massiven Einbruchs bei den Baugenehmigungen in den Jahren 2023 (–27 Prozent) und 2024 (–17 Prozent). Positive Zahlen werden aufgrund der langen Vorlaufzeiten erst ab 2027 erwartet.

Wirtschaftsbau: Große Unterschiede zwischen Hoch- und Tiefbau

Die Nachfrage im Wirtschaftsbau war 2025 stark volatil und durch Großprojekte geprägt. Im Hochbau dämpfte die schwache Konjunktur die Nachfrage nach Wirtschaftsbauten, während der Ausbau von Künstlicher Intelligenz Investitionen in Rechenzentren beförderte.

Im Wirtschaftsbau bleibt die Nachfrage 2025 volatil. Einerseits bremste die schwache Konjunktur, andererseits förderte der Ausbau von KI den Bau von Rechenzentren.

Im Wirtschaftstiefbau bleibt die Nachfrage stark - unterstützt von Großprojekten und Investitionen in Energie- und Wärmenetze sowie durch die Bahn. Massive Impulse kommen zusätzlich aus dem Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaneutralität (SVIK). Die Schiene erhält in den Jahren 2025 und 2026 jeweils rund 22 Milliarden Euro – mehr als doppelt so viel wie im Jahr 2023.

Insgesamt wird für den Wirtschaftsbau 2025 ein Umsatz von rund 65,4 Milliarden Euro erwartet. Das entspricht einem nominalen Plus von 6,3 Prozent und real von vier Prozent. Für 2026 wird ein Anstieg auf gut 70 Milliarden Euro prognostiziert (+7 Prozent nominal, +4 Prozent real).

Öffentlicher Bau: Bund zieht an, Kommunen kämpfen

Im öffentlichen Bau zeigt sich eine gespaltene Entwicklung. Im Hochbau, der rund 20 Prozent des öffentlichen Bauumsatzes ausmacht, stiegen die Auftragseingänge bis Ende des dritten Quartals 2025 um 13 Prozent. Das Wachstum ist auf Großprojekte zurückzuführen.

Im Tiefbau verlief die Entwicklung uneinheitlich. Die Aufträge im Straßenbau gingen infolge eines temporären Vergabestopps zwischen Mai und August um mehr als 12 Prozent zurück. Andere Bereiche des Tiefbaus legten hingegen deutlich zu, insbesondere der Brückenbau.

ZDB-Präsident Wolfgang Schubert-Raab erklärt: „Die Bundesmittel wirken, doch die Kommunen stehen weiterhin unter erheblichem Druck. Trotz der ihnen zugesagten 60 Milliarden Euro aus dem SVIK werden Investitionsrückgänge in den kommenden Jahren nicht zu vermeiden sein.“ Nach Prognosen der kommunalen Spitzenverbände sinken die kommunalen Investitionen von 44,5 Milliarden Euro im Jahr 2024 auf rund 31 Milliarden Euro im Jahr 2028. Der bis 2024 aufgelaufene Investitionsstau von 216 Milliarden Euro bleibt damit bestehen.

Für den öffentlichen Bau wird 2025 ein Umsatz von rund 49 Milliarden Euro erwartet (+4 Prozent nominal, +1 Prozent real). 2026 soll der Umsatz auf 51,6 Milliarden Euro steigen (+5 Prozent nominal, knapp 2 Prozent real).

Bürokratie als Bremsklotz

Mit Blick auf die politischen Rahmenbedingungen fordert der ZDB umfassende Reformen. Steuern, Abgaben und Energiepreise müssten sinken, vor allem aber die Bürokratie konsequent abgebaut werden.
Das 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen kann seine Wirkung nur entfalten, wenn die Mittel tatsächlich zusätzlich investiert werden und nicht bestehende Haushalte ersetzen. Im Wohnungsbau besteht zudem dringender Handlungsbedarf beim Gebäudetyp E. Eine gesetzliche Regelung erst Ende 2026 kommt zu spät. Auch die Beschäftigung im Baugewerbe hängt unmittelbar von der tatsächlichen Bautätigkeit ab. Schubert-Raab sagt abschließend: „Jetzt zählt Konsequenz: Bauen statt Bremsen!“

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Stimmung in der Bauwirtschaft hellt sich auf
Foto/Grafik: A/ Ronald Rampsch
Nach drei Jahren Investitionsstillstand werden im Wohnungsbau wieder Projekte angeschoben; für eine Trendwende fehlen weiterhin Baugenehmigungen
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